Im Rathaussaal von Biedenkopf wurden relativ unbeachtet von der Öffentlichkeit erstmals die Ergebnisse einer Starkregensimulation für das Stadtgebiet vorgestellt. Sie macht deutlich: Die Gefahren durch Starkregen sind sowohl für die Kernstadt als auch für alle Ortsteile erheblich größer als bislang angenommen. Bei Starkregenereignissen sind nicht nur die Häuser entlang der vielen verrohrten Bäche gefährdet, sondern auch viele Gebäude an den reichlich vorhandenen Hanglagen. Der Leiter der Studie Thomas Becker machte zudem deutlich, dass die Gefahr von Extremniederschlägen stark gestiegen ist und weiter steigen wird.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Ab einer gewissen Regenmenge gibt es keinen wirksamen Schutz mehr, sondern es geht dann nur noch um die Sicherung von Menschenleben und um Schadensbegrenzung. Wichtig ist das vor allem für die Infrastruktur. Ein Ausfall der Strom-, Wasser- und Internetversorgung trifft dabei auch die Haushalte, die den Starkregen ohne Schäden überstanden haben. In Biedenkopf kann es zusätzlich problematisch werden, da sowohl in Wallau, als auch in der Kernstadt die Feuerwehrstützpunkte überschwemmungsgefährdet sind.
Vor allem kurzzeitige Starkregenereignisse haben nur eine sehr kurze Vorwarnzeit. Äußerst wichtig ist es daher, diese durch ein gutes Frühwarnsystem zu verlängern. Weiterhin wichtig ist es, in dieser Zeit möglichst viele der gefährdeten Menschen zu erreichen. Apps wie NINA und hessenWARN können das in ihrer derzeitigen Form nicht leisten.
Die GRÜNEN Biedenkopf begrüßen, dass die Stadt dafür gesorgt hat, dass die Daten jetzt vorhanden sind und dass sie auch zeitnah für alle Bürger zugänglich gemacht werden sollen. Sie gehen davon aus, dass aufgrund der Studie nun die Vorbeugung vor Folgen der Klimaerwärmung einen deutlich höheren Stellenwert in der hiesigen Kommunalpolitik bekommt.
Dazu muss gehören:
- Die Erstellung einer Bürgerinformation über die richtige Verhaltensweise bei Starkregenereignissen.
- Die Optimierung der Einlaufbauwerke an den Bachverrohrungen, um bei Starkregen einen optimalen Abfluss zu gewährleisten.
- Erfassung der kritischen Infrastruktur und Pläne zur deren besserer Sicherung, Dazu gehören die gefährdeten Feuerwehrstützpunkte, das Kranken- und das Ärztehaus, das Rathaus, aber auch Schaltkästen mit hohem Überschwemmungsrisiko.
- Die in der Vergangenheit bereits von den GRÜNEN geforderten Bürgerausschüsse unter Beteiligung von Feuerwehr und THW müssen eingerichtet werden. Nur durch Einbeziehung der Bürger lässt sich eine wirksame Katastrophenvorsorge aufbauen.
- Alle politischen Kräfte in der Stadt müssen sich dafür einsetzen, dass das Starkregenfrühwarnsystem des Hessischen Digitalministeriums zeitnah auch im Kreis Marburg-Biedenkopf aufgebaut wird. Aufgrund der hiesigen Topographie ist besonders das Hinterland bei Starkregen gefährdet und benötigt dringend ein solches Vorwarnsystem.
- Die geplante Biedenkopf-App muss zeitnah um ein wirksames Warnsystem ergänzt werden.
Die Grünen sind sich im Klaren darüber, dass diese Maßnahmen Kosten für die Stadt und ihre Bürger bedeuten. Stattdessen auf das St. Floriansprinzip zu setzen und zu hoffen, dass die Starkregenereignisse nur andernorts passieren, ist keine Alternative und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit teurer werden. Hoffen wir, dass zumindest genug Zeit vorhanden ist, die wichtigsten Vorbereitungen zu treffen. Die aktuellen Bilder aus Holzhausen oder aus dem Rheinland zeigen, wie real die Gefahr ist.
Kommentar verfassen
Verwandte Artikel
Neues Programm für Kommunalwahl 2026 in Arbeit
Unser Ortsverein existiert nun schon seit fast 5 Jahren, seit der letzten Kommunalwahl sind wir mit 2 Stadtverordneten in der Kommunalpolitik vertreten. Für die im nächsten Jahr anstehende Kommunalwahl erarbeiten…
Weiterlesen »
Kreistagsfraktion zu Gast bei den Biedenkopfer Grünen
Am 14. Januar sind die Kreistagsfraktion und der Ortsverband Biedenkopf von Bündnis 90/DIE GRÜNEN in Biedenkopf zu einem gemeinsamen Treffen zusammengekommen. Ziel war es, sich gegenseitig über die aktuelle Arbeit…
Weiterlesen »
Bundestagswahl am 23.02.2025
Am 23.02.25 wird der neue deutsche Bundestag gewählt. Wir hoffen auf Eure Stimmen! Andreas May aus Wetter kandidiert als Direktkandidat unseres Landkreises. Unser Regierungsprogramm für die Bundestagswahl ist hier…
Weiterlesen »